Dienstag, 10. Januar 2017

Neue Kreationen


 

Dec- //-R-em((e))ber



www.instagram.com/c.schwarz.berlin.art.photo


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### NEW STUFF ###












 





























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 //-old-analogue-photography-//



 








































© by C. Schwarz // 2017



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 //-h-s-h-//



 


© by C. Schwarz // 2016 + 2017



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RUSSIA - 08-09 - 2016
KOLA PENINSULA
 EXPEDITION

4 weeks - 4 guys* - 2 cars ** - 
and a lot of swamp 
and ...  

Finland > Road E105 > Kandalakscha > White Sea > 
Umba >  Sosnovka > Kanevka > Krasnoshchelye > 
Oktyabrskiy > Apatity > Road E105 > Finland











  

































































































































































































 t.b.c.






© by C. Schwarz // 2016

* Aleksander Suur (EST) // Henrik L. Knudsen (DK/S) // Pekka Pylkkö (FIN) 
and me...

** VOLVO TGB


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omnom
CHOCOLATE
Iceland





















© by C. Schwarz // 2016

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A-n-a-l-o-g    
P-h-o-t-o-g-r-a-p-h-y
































 













* Analog Photography - no digital stuff

© by C. Schwarz // 2016
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o.T. 


Eine Hommage 

an 

Christoph Schlingensief

von 

C. Schwarz

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Es soll der Versuch unternommen werden sich der (Gedanken-) Welt Schlingensiefs zu nähern.
Dies geschieht auf seine Weise.
Denn nur wer sich dem Versuch aussetzt so zu handeln wie Christoph Schlingensief, kann verstehen wie Christoph Schlingensief.

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Über Kunst kann man nicht „reden“, höchstens über die Mittel.*

* Franz Marc, 29. III 1915, in einem Brief aus dem Feld

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Der - zum scheitern verurteilte - Versuch eines dramatischen Schriftstücks.


I Akt


In einem menschenleeren und fast dunklen Theatersaal. Im Mai. Auf der Bühne stehen ein Tisch, 3 Stühle und ein Deckenfluter, der die Bühne erhellt. Es riecht beklemmend nach Fleisch und Blut.

Stille. CS kommt von der Bühne. Er wirkt ermattet und müde. Seine Schritte sind bedächtig. Er schaut längere Zeit in den dunklen Saal. Versucht OK auszumachen. Nimmt die Bühnentreppe und geht zu ihm. Er reicht ein Glas und setzt sich neben ihn.


OK    CS, du lügst!

CS    Nein, nein ich und lügen. Schau mich an. Sie haben sich‘s Maul zerrissen. Ein wahre Pracht war es. Eine wahre Kasselerschlachtplatte haben wir Ihnen serviert. Nur um ihnen den Spiegel vorzuhalten. Theater in seiner reinsten Form. Und du warst nicht dabei. Was haben Sie geglotzt, als der Saumagen auf der Bühne zerbarstete. Eigentum ist für alle da, denn was Eigentum wirklich bedeutet, das lernt man nicht im Soziologieseminar oder bei der Lektüre von Marx, sondern nur durch eigene Erfahrung.
OK    Du meinst, geistiges Eigentum?
CS    In der Tat [kurze Stille] sah es in einigen Gegenden der Bundesrepublik damals nicht schlimmer aus als in weiten Teilen der DDR vor der Wende. Wenn ich an die vielen Fahrten denke, die ich zwischen Oberhausen und ............ unternehmen musste, dann sehe ich vor meinem inneren Auge die Slums mit ihren vergammelten Häusern, verwüsteten Wohnblocks, heruntergekommenen Straßenzügen, deren deprimierendes Erscheinungsbild sich allerdings nicht wesentlich von dem des    Prenzlauer Bergs zur Wendezeit unterschied.
OK    Aus deinem Mund. Du meinst Scheitern als Chance. Beide Systeme waren marode und bedürften der Sanierung. Beide Systeme sind...
CS    Der Körper der Frau interpretiert eine hohe Konzentration an Dings-Bums-tropin1 als Zeichen für die Gesundheit und Existenzfähigkeit des Ungeborenen und stößt ihn daher nicht ab. Der Mutterleib ist also eine feindselige Stätte, in der eine werdende Kreatur seinen Willen auf Kosten der Mutter durchzusetzen versucht. Selbst der heilige Mutterschoß ist ein potenzieller Mordschauplatz.
 1 gemeint ist Chorion-Gonadotronpin aus D. M. Buss Der Mörder in uns. Warum wir zum Töten programmiert sind.

OK    Du verwirrst mich. Und das zu dieser Zeit.
CS    So sei es. Die Industrie wurde mechanisiert, und der Künstler kann nicht mechanisch für den Massenbedarf produzieren. Ich fühlte mich gedrängt, meine Arbeit als isoliertes Mitte der Selbstdarstellung zu begreifen. Um nicht in die Gefahr zu geraten, wirtschaftlichen Zwängen nachzugeben, sehe ich mich häufig gedrängt, meine Besonderheit bis zur Exzentrizität zu überspitzen.
Verstehen du? Die Worte Deweys.
OK steht auf. Er geht zwei Schritte und starrt ins Nichts. Es vergehen einige Augenblicke bis er sich wieder umdreht. Er schaut CS lange an.
OK    Lassen wir das. Das führt zu nichts. Nicht jetzt. Später. Blicken wir lieber in die Zukunft. Der schwarze Kontinent erwacht. Es sprudelt nicht mehr nur das schwarze Gold aus dem Erdinneren. Jetzt sprudelt es auch aus den Mündern: Wir sind das Volk. Ich weiss, ich weiss, dass war jetzt wahrhaft platt und du hast es vor 20 Jahren schon nicht verstehen können. Aber spürst du es denn nicht? Wie die Lawine von Nord nach Süd ziehen wird und Afrika gleich dem aus Ruinen entstandenen Staate die Hände zur Banane recken wird. So braucht dich Ouagadougou mehr denn je. Was ist nicht alles passiert, seit der Grundsteinlegung vor genau einem Jahr? Drum denken wir nicht an Deutschland in dieser Nacht. Ist der Deutsche nicht seit jeher mit sich beschäftigt? Lassen wir es ihm. Mag er diesseitig gar nicht fassbar sein. Denn er wohnt grad so gut bei den Toten, wie bei den Ungeborenen. Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich. Und noch lange nicht nahe genug.
CS steht auf und läuft im Saal umher.
CS    Ma wieda durch Balin jegangen, die Luft jeschnuppert, Atmosphäre einjefangen - Balin! Du - deine Hände sind abjearbeitet und blau wie bei eina - na! ich meine die Dingsda, die Frau, die wo immer die Kinda jebären tut - na! die Mutta! Balin. Einst jingste im Pelz.
Nu hatta Löcha im Futta. Loch reiht sich an Loch - und doch! Und doch schleppste dia imma noch munta fort von Balin Süd bis Balin Nord,
von Kuhdamm bis zu `n Linden - Balin.
Wenn et dia nich jäbe, man müßte dia erfinden. Wenn de nich schon erfunden wärst, et müßte dia jeben. Balin. Muß ick och fern von dia leben, mein Herz wohnt imma noch in - Dortmund? Nee! Duisburch? Nee bewahre! Mannheim? Da doch nich! Köln, Bonn, Kiel, Hamm. Hof, Graz, Wien? Ach wat! Mein Herz wohnt imma noch in Düsseldorf.2
OK    Du kannst auch zu allem etwas beisteuern und zeichnest auch heute wieder die schönsten Gedankenbilder. Bedeuten Bildinformation doch, Dinge inhaltsleer sichtbar zu machen. Denn nur wer gut getwittert ist, d.h. ein erklärtes und geklärtes Weltbild aus
Informationen und Fakten besitzt, der braucht nicht mehr zu fragen, nicht mehr zu denken, nicht mehr zu begreifen und kann sich dem Erkenntnisprozess widersetzen. Die Voraussetzung für Wissen ist doch die kritische Reflexion, die damit überflüssig wird. Oder etwa nicht?
CS    Durchaus. Durchaus. Ich glaube ich erinnere mich an ein passendes Zitat - ist heute doch Sonntag - Susan meint, und ich hoffe mich richtig zu erinnern, dass die „Realität“ der Welt nicht in ihren Abbildern liegt, sondern in ihren Funktionen, die wiederum zeitliche Abläufe sind, die wiederum im zeitlichen Kontext erklärt werden. Denn nur was fortlaufend geschildert wird kann von uns verstanden werden.3
OK    Ich verstehe. Ich verstehe. Langsam begreife ich. Ich glaube ich weiss worauf du hinaus willst. Lass uns etwas essen. Ich habe hunger. Gibt es Obst?

Beider verlassen den Saal. Hinter der Bühne läuft leise ein Podcast des Medienmagazins von radioeins.

3 S. Sontag Über Fotografie


II Akt


Italien. Venedig. Anfang Juni. In einer kleinen Gasse frühmorgens. Leichter Nieselregen. CS wird begleitet.


CS    Ich bin ein Spaziergänger. 
Ich ging durch hundert Städte 
Immer die selbe Straße, 
Meine Straße,
Ich gehe, als wüßte ich wohin, 
Ungeduldig, obgleich ich ankomme 
Wohin ich nicht will. 
Ich ging durch Nürnberg und stand in Berlin. 
Unversehens ging ich durch Paris und Amsterdam 
Und stand auf Trafalgar Square, auf dem Broadway, 
Und gehe durch Rom seit zweiundzwanzig Jahren. 
Vom Pantheon zum Pincio 
von der Piazza del Popolo zur Piazza Navona. 
In allen Taschen trage ich Jahrtausende, 
Gräber der Etrusker, die Niobide im Thermenmuseum, 
Des Bernini Kolonnen, und seine Teresa 
Und den Ölduft Arabiens, aus Millionen Autos, 
Samt dem Geruch von gerösteten Kastanien und Kaffee, 
Und dem Weihrauch, der seinen Preis hat, Wie das Öl Arabiens.
Neben mir geht die etruskische Wölfin 
Aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. 
Kaiserreiche stiegen und stürzten 
Unter Augustus lebten zwei Millionen in Rom, 
Tausend Jahre später nur dreißigtausend, 
Heute schon drei Millionen. 
Ich gehe durch die Gärten des Maecen und treffe Horaz. 
Er geht neben mir und sieht mich nicht an.
Er spricht. 
Ich höre ihn nicht. 
Auf der Treppe zum Kapitol 
Bleibe ich vor Cola di Rienzi stehen, 
Dem Tribun von Rom. 
Wo ist dein Freistaat Nach altrömischen Mustert geblieben? 
Was ward aus deinen Römern, Cola? 
Ein Ausländer gehe ich 
Durch fremde Straßen und Sprachen 
Zwischen Ruinen kaiserlicher Paläste 
Auf dem Palatin. 
Ich spotte der toten Caesaren. 
Ich lebe. 
Vögel spotten über mich, 
Das Gras, der blaue Himmel spotten. 
Ich gehe vom Forum Romanum zur Via Condotti 
Zwischen Palmen, Pinien, Zypressen und Lorbeer, 
Die Brunnen rauschen, Kirchen sehn wie Paläste aus, 
Und Kinder mit Händen, die lächeln...
Wurden alle gezeugt in Liebesnächten? 
Ich gehe durch die Villa Borghese zur Via Brescia Neben der Villa Albani, wo Winckelmann wohnte. Neben mir geht die Wölfin von Rom 
An ihren Eutern säugte sie Remus und Romulus. 
Auch ich trank Wolfsmilch.4
 
4 von Hermann Kesten

AL    Es ist gar zu schön an deiner Seite zu sein. Den Morgen derartig einzuläuten. 
Was gibt es schöneres? 
Was gibt es schöneres als Worte?
 
CS    Stille.
 
Eine große Gruppe maskierter läuft hinter ihnen. Sie tragen Masken mit dem Konterfei europäischer Präsidenten, Kanzler, Politiker und börsennotierter Unternehmen. Alle sprechen wild durcheinander. Aus ihren Ohren tritt Blut.
 
AL stoppt. Blickt CS, der noch einige Schritte geht, entsetzt an.
 
AL    Ist das dein Ernst? Du entschuldigst doch meinen berechtigten Zweifel?
 
AL steht im Regen. Wischt sich nasse Haare aus dem Gesicht.
 
CS    Man sollte den Menschen nicht die Mägen verkleinern. 
Nein, vergrößern, damit alles hinein passt. Alles. Und noch viel mehr. Einfach alles. Erst wenn die kleinste Falte mit verbalem, visuellem und gedanklichem Geifer gefüllt ist, darf man bedenkenlos den Einfüllstutzen entfernen und die an dünnem Faden hängende Nadel ansetzen. 

Beide setzen den frühmorgendlichen Spaziergang fort.
 
AL    Gerade warst du noch ruhig und jetzt ergiesst sich schon wieder dein blanker Hohn auf italienischem Boden.
 
AL blickt CS an. Beide gehen weiter.
 
CS    Du hast recht. Wir sind in Venedig.
 
CS schlägt eine Fahrt auf dem Canale Grande vor. Sie gehen zur nächsten Haltestelle, warten und besteigen ein Boot.
 
CS    Bloss weil Europa den Europäern gehört? 
Deshalb dürfen wir Lehrer spielen und die da unten, die Anderen müssen in ihren kleinen Baracken so weiterleben? Warum nicht gleich als erstes Kairo und Tunis abreissen und Deutschland drauf kleben? Oder lasst sie in Brüssel drum würfeln. Weil wir nicht mehr weiterdenken wollen, sondern nur noch schnell zu irgendeinem billigen Schluss, wollen wir lieber alles planieren... Na wenn das dann später in den Geschichtsbüchern als deutsche Spezialität stehen bleibt, dann fordere ich hiermit die sofortige Absetzung der deutschen Chefarchitektin, auch wenn noch keiner wusste, das hinter all diesem deutschen städtebaulichen Blödsinn eine einzige Person gesteckt hat. Los geht’s, besuchen wir sie zuhause.
Der Architekturschwachsinn hat einen Namen!5


5 nach einem Interviewausschnitt v. C. S. aus 2010
 
 
AL    Da fällt mir nichts mehr ein.
 
CS    Schau ins Boot tritt Wassser ein.

 
CS zeigt auf ein Loch aus dem übelriechendes Kanalwasser ins Boot läuft.
 

CS    Keine Angst da klebt der findige Westeuropäer einen Flicken drauf und die Sache ist vom Tisch. Dann kann ermit dem Ding noch bis zur afrikanischen Küste vorstoßen. In guter alter Manier. Wie eh und je.
 
AL    Los, lass uns von Bord gehen. Schnell ich möchte aussteigen. Ich möchte es nicht einmal aus der Ferne mitansehen müssen. Ich sehe sie schon ganz in gyntscher Art den Prachtwirt spielend. Nein. Nein. So darfs nicht sein. So soll es nicht wieder enden. So nicht. Ich brauche festen Boden unter den Füßen.
 
CS    Fühlst du es nicht auch, dass Worte genug gewechselt und nun Handlung einsetzen sollte.
 
AL    Wer soll spielen? Stille. AL    Wer? Stille.
 
AL    Du? Stille. AL    Ich? Wir? Das Volk?
 
CS    Ja. Das Theater verlässt die Bühne und betritt die Straßen.
 

III Akt


Ouagadougou. Remdoogo. Burkina Faso. Im August. Sie sitzen in einem leeren Theatersaal. Auf der Bühne stehen ein Tisch, 3 Stühle und ein Deckenfluter, der die Bühne erhellt. Es riecht beklemmend nach Fleisch und Blut.

Stille.

CS    Wenn man sich auf Afrika einlässt, muss man entweder völlig loslassen und akzeptieren können, was geschieht. Oder man geht dorthin in Kolonialherrenmanier, haut mit dem Hammer auf den Boden und schreit durchs Megaphon: Wer nicht hüpft, wenn’s knallt, wird erschossen! Ich aber kreiste in und um mich selbst. Ich wusste weder, wo der Anfang, noch wo das Ende war. Es war der Moment, in dem mein Vertrauen in mir auf eine unüberwindbare Hürde stieß.6


6 nach einem Interview: aus Spex om 20. August 2010
 
 
FK    Jetzt verstehe ich vollkommen. Wenn wir von Kultur sprechen, meinen wir Afrika.
 
Stille.
 
AL    Jetzt verstehe ich vollkommen. Wenn wir von Kunst sprechen, meinen wir Afrika.
 
Stille.
 
CS    ...am Ende will ich sicher sein können, dass meine Arbeit einen sozialen Gedanken hat. 
Ganz ohne Ansprüche.
 
CS schließt die Augen.
 

In Gedenken an Christoph Schlingensief*

* 24. Oktober 1960 in Oberhausen; † 21. August 2010 in Berlin

 

 

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* Das deutsche Kettensägenmassaker. Ein Film von Ch. Schlingensief (1960 - 2010) aus dem Jahre 1990.


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„Was ist Kunst?“


Leo Tolstoi - der hochgeachtete Romancier und spätere - teilweise belächelte - Moralprädiger meint dazu:

„In sich das einmal empfundene Gefühl hervorrufen und, nachdem man es in sich hervorgerufen hat, dieses Gefühl durch Bewegungen, Linien, Farben, Töne, Bilder, die durch Worte ausgedrückt sind, so wiederzugeben, daß andere dasselbe Gefühl empfinden - darin besteht die Tätigkeit der Kunst.“

Siegmund Freud meint, dass:

...der Künstler auch im Ansatz ein Introvertierter ist, der es nicht weit zur Neurose hat. Er [...] möchte Ehre, Macht, Reichtum, Ruhm und die Liebe der Frauen erwerben;
es fehlen ihm aber die Mittel, um die Befriedigungen zu erreichen. Darum wendet er sich wie ein anderer Unbefriedigter von der Wirklichkeit ab und überträgt all sein Interesse, auch seine Libido, auf die Wunschbildungen seines Phantasielebens, von denen aus der Weg zur Neurose führen könnte.“

Aber Cynthia Freeland hält dem entgegen, und das ist auch gut so,- dass der Künstler Neurosen vermeidet, indem er Phantasien oder Tagträume aufbereitet und somit auch anderen Menschen eine allgemeine Lustquelle bereitstellt.

Vor gut einer Woche legte man mit nahe einen Psychologen aufzusuchen. Ich würde nicht ausreichend kommunizieren und studiere doch Kommunikationsdesign.

Für mich - jetzt hier als Referent und Rezipient ist Kunst - heute mehr denn je - auch politischer Natur.

Künstler wie Bert Brecht und seine Mitautoren Elisabeth Hauptmann und Emil Burri und deren
Heilige Johanna:

Auszughaft sei vorgetragen, denn es passt nur zu gut in meine Arbeit:

„Gestern wurde wieder hurtig der Lohn gesenkt Und heut hängt schon wieder die Tafel aus: Jeder kann weggehen, der Mit unsern Löhnen nicht zufrieden ist.
Gehen wir doch alle einfach weg und Scheißen auf den Lohn, der täglich geringer wird.

STILLE

Lange schon ist diese Arbeit uns ekelhaft Die Fabrik uns die Hölle, und nur Alle die Schrecken des kalten Chicagos konnten Uns halten hier. Aber jetzt Kann man für zwölf Stunden Arbeit nicht mehr Das trockene Brot verdienen und Die billigste Hose. Jetzt
Kann man gradsogut weggehn und Schon gleich verrecken.

STILLE

Wofür halten uns die? Glauben sie Wir stünden wie Ochsen da, bereit Zu allem? Sind wir Ihre Deppen? Lieber verrecken doch! Auf der Stelle
Gehen wir weg

STILLE

Derlei Texte haben doch nichts an ihrer gesellschaftlichen Kritik eingebüßt.

„Was wir mit Hilfe der Kunst begreifen, spüren wir ebenso in den Knochen, Nerven und Muskeln, wie wir es mit unserem Geist erfassen; die ganze Sensibilität und Empfänglichkeit des Organismus hat Anteil an der Erfindung und Interpretation von Symbolen. > So Nelson Godman in seinem 1968 erschienenen Buch Sprachen der Kunst.

Befasst man sich mit der Ausdruckstheorie wird der Künstler mit der Ansicht konfrontiert, dass das von ihm ausgedrückte (bewußt oder unbewußt) Gefühle und Wünsche seien. Andere Denkansätze sehen in der Kunst die Bereitstellung von Wissen und eine sinnvolle Tätigkeit des Menschen mit dem Geist zu kommunizieren.

Kommen wir nochmals zurück zu meiner psychischen Verfassung.

Christoph war in seiner letzten Lebensphase auch recht mitteilungsbedürftig - für einige zu mitteilungsbedürftig - wenn er bspw. nicht nur in Interviews seine Krankheit thematisierte.

Aber ich frage Sie: Wollen Sie nicht auch lieber Jemandem zuhören der aufrichtig über Dinge spricht, die sonst tabuisiert werden. Der aus seiner Krankheit tiefste Kraft schöpft und uns Konsumenten Anteilhaben lässt, an seinen inneren Empfindungen und uns die Möglichkeit bietet bei ihm zu sein und mit ihm zu sein.

Zeugt dies nicht von Größe? Würde sich nicht ein Großteil verkriechen und abwarten....
Oder hören sie lieber einem x-beliebigen Politiker zu, der im Grunde rein gar nichts mitzuteilen hat und somit ihre Aufmerksamkeit straft?

Christoph Schlingensief hatte etwas mitzuteilen, als er vor 20 Jahren den Film „Das deutsche Kettensägenmassaker“ drehte.


Die Filmzentrale.de meint:

„Im Jahre 1990 hat der Westen mit seiner 41-jährigen, schon leicht inzestuösen, Wurst-Erfahrung unerwartet neues, ein wenig graues Rohfleisch aus dem Osten gewinnen können. Jenen Vorgang nannte man ‚Wiedervereinigungʻ. Und selbiges Ereignis war Anlass für diesen Film, dessen Drehbuch Schlingensief – einerseits inspiriert durch Tobe Hoopers ‚Texas Chainsaw Massacreʻ, andererseits durch die bananenschwenkenden, ‚Wir sind das Volkʻ- skandierenden Menschenmassen beim Grenzübergang Ost-West, innerhalb von 14 Tagen fertig hatte. ‚Sie kamen als Freunde und wurden zu Wurstʻ bringt der Slogan des Films die Geschichte auf den Nenner, und Schlingensief korrigiert im Interview etwa 10 Jahre später: ‚Nicht einmal Wurst, sondern einfach nur Grützeʻ sei rückblickend aus ihnen, den Brüdern und Schwestern aus dem Osten, geworden.“

Diese - durchaus sehenswerte - kleine Filmperle ist mein ,Aufhängerʻ für die Hommage an selbigen.

...SCHEITERN ALS CHANCE...

Dies Zitat von Schlingensief passt nur zu gut zu meiner Arbeit, denn diese war für mich von Anfang an ein Experiment, denn mit fotochemischen Mitteln hat - meines Wissen - zuvor noch niemand Schweinehaut bearbeitet und so ließ ich mich dann auch - bereits tief im Realisierungsprozess seiend - von einem etwas ratlosen Chemieprofessor sagen, dass Schweinehaut stark schwefelhaltig ist und dass ihr scheitern hervorrufen könne.

...Christoph ließ sich auch nicht beirren...

Und so gab es neue Chancen der Realisierung ...denn ich fand im Aceton einen getreuen Partner, der meiner Arbeit und Gesundheit, die nötige Würze gab.

Für mich stand fest, dass meine Hommage nicht nur jenseits gewandt sein soll, sondern auch das Diesseitige erfassen und so ist meine Theoriearbeit - ganz im schlingensiefschen Sinne ein zum scheitern verurteiltes real-satirisch-politisch-kulturell- dramatisches ,Werkʻ geworden und auch meine audio-visuell-(und wer mag...) haptisch- und auch mit der Nase erfahrbare Arbeit erfasst das diesseitig-jenseitig-zukünftige. Ganz im Gedankenkonstrukt von Christoph Schlingensief verhaftet.

Die Bildredaktion des Spiegels gab mir die Möglichkeit aus ihrem riesigen digitalen Bilderbestand zu schöpfen und so fanden Politiker, Unternehmenspräsidenten, Arbeitgeberpräsidenten und andere Gestalten Verwendung.

Anschließend fanden sich diese auf frischer Schweinehaut wieder und wurden teilweise nach Beendigung des Herstellungsprozesses im Kühlraum des pathologischen Institut zwischengelagert.

Die Art und Weise der Präsentation wurde möglichst klar strukturiert.

Die Präsentationsobjekte sollten keine große Würdigung erfahren und so entschloss ich mich der klaren Formensprache. Klanglich untermalte ich die Präsentation mit orig. Tönen aus dem Schlingensieffilm, sowie der Hinzugabe von eigenen Tonaufzeichnungen, die eine weitere Deutungsebene zulassen sollen.



 


© C. Schwarz - 01//2011 - veröffentlicht 01//2016



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2015 //12//24


 





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Jüdischer Friedhof - Berlin.








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Das Leben ist kein Ponnyhof.

Pferde  - Kastrationen // Klopphengste // 
+ eine Katze.
 


























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